Von Hannover nach Tokushima: Unsere Slalom-Kanuten im Land der aufgehenden Sonne

Vom 15. bis 21. Oktober 2025 war eine Delegation des Landes-Kanu-Verbandes Niedersachsen (LKV) zu Gast in der japanischen Präfektur Tokushima.
Der Besuch war Teil der langjährigen Partnerschaft zwischen Niedersachsen und der Region Tokushima, die schon seit vielen Jahren durch den LKV mit Rennsport-Austauschen gepflegt wird und gemeinsam mit dem LandesSportBund Niedersachsen (LSB) organisiert und gefördert wird.
In diesem Jahr stand jedoch eine Premiere an: Zum ersten Mal reiste eine Gruppe von Slalom-Kanutinnen und -Kanuten nach Japan. Mit dabei waren Änna Panek (KSG-Hildesheim), Mina Blume(RSV Braunschweig), Lilli Jahns(RSV Braunschweig) und Julius Schubert (KSG-Hildesheim), begleitet von Christian Wulf (Präsident des LKV), Emma Grigull (Geschäftsführerin des LKV) und Raphael Schubert (Trainer der KSG-Hildesheim).

Ein herzlicher Empfang und erste Eindrücke

Nach einer langen Anreise wurden wir am Nachmittag des 15. Oktober am Flughafen in Tokushima mit Flaggen, Willkommensschildern und vielen freundlichen Gesichtern empfangen. Die japanische Gastfreundschaft war von Anfang an spürbar. Nach dem Einchecken im Hotel und einem gemeinsamen Abendessen stand der erste Abend ganz im Zeichen des Ankommens und Erholens.

Während der gesamten Woche wurden wir von zwei Dolmetscherinnen, einer Reisebegleiterin und einem Mitarbeiter der Präfektur Tokushima begleitet – ein großartiges Team, das immer dafür sorgte, dass alles reibungslos lief und wir uns rundum wohlfühlten.

Kultur hautnah erleben

Am Donnerstag begann das offizielle Programm mit einem Empfang beim Gouverneur der Präfektur Tokushima. Anschließend besuchten wir das Deutsche Haus in Naruto und später den Ryozenji-Tempel – den ersten Tempel der Shikoku-Pilgerroute, die insgesamt 88 Tempel umfasst und sich über 1.200 km erstreckt. Dort erhielten wir eine Einführung in die Gebräuche und Rituale des buddhistischen Tempels – ein beeindruckendes und lehrreiches Erlebnis für uns alle.

Der Freitag begann kreativ: In einem Workshop stellten wir eigene Essstäbchen her und besuchten danach das Zero Waste Center in Kamikatsu, eine Gemeinde, die Nachhaltigkeit auf faszinierende Weise lebt.
Danach ging es endlich ans Wasser: Unsere Slalom-Kanuten passten ihre Boote an, besichtigten die Strecke am Naka-River und freuten sich auf das Training am nächsten Tag.

Sport, Begegnungen und Teamgeist

Am Samstagvormittag besuchten wir zunächst ein Seniorenheim, wo wir mit Fähnchen, Musik und viel Herzlichkeit empfangen wurden. Gemeinsam machten wir Fotos und spielten ein kurzes Spiel, das auf kreative Weise aus alten Verpackungen hergestellt war – ein schönes Beispiel für Nachhaltigkeit und Gemeinschaft.

Anschließend ging es an den Fluss – und aufs Wasser. Der Tag bestand aus zwei intensiven Trainingseinheiten, vormittags und nachmittags.
Zuerst erkundeten die Sportlerinnen und Sportler den Fluss, beobachteten Wellen und Walzen und tasteten sich an die Naturstrecke heran. Kommunikation lief über Gesten, Hände und Paddel, während am Ufer die Dolmetscher halfen, kleine Sprachhürden zu überwinden. Doch schon bald zeigte sich, wie recht Christian Wulf in seiner Rede beim Gouverneur hatte:

„Der Sport ist eine Sprache, die keine Übersetzung braucht. Im gemeinsamen Paddeln, im Rhythmus des Wassers, spüren wir dieselbe Leidenschaft. Und so wächst aus sportlicher Begegnung echte Freundschaft.“

Und genau so war es – alle hatten Spaß, lernten voneinander und genossen den Tag auf dem Wasser. In der Nachmittagseinheit stieg auch Trainer Raphael mit ins Boot, und gemeinsam wurden fleißig Aufwärtstore und Technikpassagen geübt.

Zum Abschluss dieses sportlich intensiven Tages folgte ein echtes Highlight: ein gemeinsames Barbecue auf einem nahegelegenen Berg. In entspannter Atmosphäre, mit kleinen Feuerstellen, Musik und vielen lachenden Gesichtern, wurde gemeinsam gegessen, erzählt und gelacht.
Es wurden Gastgeschenke überreicht, Erinnerungsfotos gemacht und die besondere Freundschaft zwischen den Teams gefeiert – ein Abend voller Wärme, Freude und Gemeinschaft, der uns allen noch lange in Erinnerung bleiben wird.

Wettkampf und Kultur am Sonntag

Am Sonntag stand der sportliche Höhepunkt des Austauschs auf dem Programm. Bei gutem Wetter trafen unsere Slalom-Kanutinnen und -Kanuten auf ihre japanischen Partner und lieferten sich ein freundschaftliches Rennen auf dem Naka River. Beide Teams gaben alles, feuerten sich gegenseitig an und freuten sich über jede gelungene Passage auf dem Wasser.
Am Ende sicherte sich das japanische Team den Sieg, doch die Plätze 2, 3, 4 und 5 gingen an unsere niedersächsischen Sportlerinnen und Sportler – ein starkes Ergebnis, das den sportlichen Austausch perfekt abrundete.

Am Nachmittag besuchten wir das Machi★Asobi-Festival in Tokushima, ein bedeutendes Event der Anime- und Popkultur. Über das gesamte Wochenende hinweg hatten sich zahlreiche Teilnehmerinnen und Teilnehmer in aufwendigen Cosplays ihrer Lieblingscharaktere präsentiert. Wir erhielten so einen authentischen Einblick in die japanische Cosplay- und Anime-Kultur, die für ihre Kreativität und Detailverliebtheit bekannt ist, machten Fotos von und mit den Künstlern und genossen den japanischen Stadtflair.

Schule, Tempel und Austausch

Am Montag ging es zunächst mit einer der längsten Seilbahnen Japans hinauf zum Tairyuji-Tempel. Die Fahrt führte über die subtropische, wilde Natur und bot uns beeindruckende Ausblicke auf die Landschaft. Anschließend besuchten wir die Naka-Oberschule. Dort durften unsere Sportler nicht nur am Sportunterricht (Basketball) teilnehmen, sondern auch im Werkunterricht traditionelle Samurai-Helme aus Holz basteln. Außerdem trafen wir die japanischen Jugendlichen, die im vergangenen Jahr bei uns in Niedersachsen zu Gast gewesen waren. In einer Fragerunde tauschten sich die Jugendlichen über ihren Alltag, ihren Sport und ihre Kulturen aus – natürlich mit Hilfe unserer Dolmetscherinnen, die unermüdlich übersetzten und Brücken zwischen beiden Seiten bauten.

Abschied mit vielen neuen Eindrücken

Am Dienstagvormittag stand noch ein ganz besonderes kulturelles Highlight auf dem Programm: Wir besuchten das Awaodori Kaikan und konnten eine Vorstellung des traditionellen Awaodori-Tanzes miterleben. Das Publikum wurde auf die Bühne eingeladen, und auch wir ließen uns nicht zweimal bitten – voller Begeisterung tanzten wir mit und hatten dabei jede Menge Spaß.

Anschließend blieb noch Zeit für einen Bummel durch ein Einkaufszentrum – eine gute Gelegenheit, letzte Souvenirs und kleine Mitbringsel zu besorgen. Am Abend hieß es dann Abschied nehmen – von einer Woche voller Erlebnisse, Begegnungen, leckerem Essen, Herzlichkeit, vielen neuen Eindrücken und tollen Menschen.

Der Austausch mit Tokushima war für uns alle eine unvergessliche Erfahrung – sportlich, kulturell und menschlich. Wir haben nicht nur trainiert und einen kleinen Wettkampf bestritten, sondern vor allem Menschen kennengelernt, Freundschaften geschlossen und die japanische Kultur hautnah erlebt.

Ein großes Dankeschön geht an die Präfektur Tokushima, den Landessportbund Niedersachsen (LSB) und alle, die diesen Austausch möglich gemacht haben.

Wir freuen uns schon jetzt auf ein Wiedersehen – im nächsten Jahr bei uns in Niedersachsen!